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25.09.2019

Waldbauerntag 2019 - Gipfel der Betroffenheit!

Zeitgleich mit dem Waldgipfel der Politik in Berlin fand am 25. September 2019 der Waldgipfel der Betroffenen - der Waldbauerntag NRW - statt. Die über 400 Waldbauern betrachten mit Sorge die Zukunft des heimischen Waldes. Der Aufbau privater Holzvermarktungsstrukturen, die Einführung der direkten Förderung der Beförsterungsleistungen, vor allem aber die akute Forstschutzproblematik bringen die Waldbesitzer an ihre Grenzen.
Der Waldbauernvorsitzende, Dr. Philipp Freiherr Heereman, war erleichtert:, „Die Politik in NRW hat das Problem erkannt und die Fördergelder für Ad-hoc-Hilfen von 6,2 Mio. EUR auf 9,2 Mio Euro zur Bewältigung der Schadsituation angehoben sowie 100 Mio EUR für die nächsten 10 Jahre für die Wiederaufforstung der geschädigten Flächen in Aussicht gestellt. Unsere Aktivitäten und Informationen wurden erhört. Zudem sind weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Waldbesitzer im Schmallenberger Gespräch am 24. September zugesagt bzw. in der Schmallenberger Erklärung festgeschrieben worden. Beim Waldgipfel in Berlin wurden 800 Mio. EUR von Bund und Ländern für die Räumung von Schadholz und für die Wiederbewaldung für die nächsten vier Jahre in Aussicht gestellt. Ob die Summe für diese Mammutaufgabe - bei Deutschlandweit derzeit 180.000 ha Schadfläche - ausreichen kann, ist schwerlich einzuschätzen. Mir scheint diese Summe zu gering. Das generelle Signal der Politik begrüße ich aber.“

Generell müsse eine Honorierung der Ökosystemdienstleistungen, also der vielfältigen Nutz-, Schutz- und Erholungsleistungen des Waldes erfolgen. Hierfür wäre für Heereman eine Finanzierung durch eine CO2-Bepreisung zeitgemäß. Um die Waldbesitzer zu entlasten forderte er zudem eine Übernahme der Beiträge für die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft und für die Wasser- und Bodenverbände.
Jetzt sei es wichtig, dass die Wälder in den kommenden Jahren „klimafit“ mit standortangepassten Baumarten aufgebaut werden. Ein Waldleben 2.0 sozusagen, das nur gemeinsam mit den Waldbesitzern funktionieren kann. „Hier sind wir interessiert an adäquaten Lösungen. Denkverbote gerade mit Blick auf die Baumartenwahl helfen niemandem“, so der Vorsitzende.

Auch für Bernhard Halbe, Vorsitzender des Gemeindewaldbesitzerverbandes NRW sei es wichtig, dass die Schadflächen jetzt beräumt und wiederaufgeforstet und hierfür die zugesagten Mittel genutzt werden. Über die Notwendigkeit weiterer Geldmittel müsse ggf. zu einem späteren Zeitpunkt nachverhandelt werden. „Fangen wir erst einmal an!“, so Halbe.

Dr. Heinrich Bottemann, Staatssekretär im Umweltministerium NRW und Dr. Rainer Joosten, Leiter des Referats III-2 im Umweltministerium NRW, stellten erneut klar, dass es bei der Holzvermarktung und bei der Einführung der direkten Förderung aufgrund kartellrechtlicher und beihilferechtlicher Zwänge kein zurück, aber auch keinen zeitlichen Aufschub geben kann und wird. Allerdings soll den Waldbesitzern durch eine moderate Erhöhung anstatt einer drastischen Entgeltanhebung für das Jahr 2020 für die Beförsterungsleistungen entgegengekommen werden. Bei der zukünftig von den Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen selbst durchzuführenden Übertragung der Beförsterungsleistungen an einen Forstdienstleister sollen Vereinfachungen geprüft werden. Konkret beabsichtigt das Ministerium zu prüfen, ob anstatt der Leistungsausschreibung auch eine direkte Vergabe der Leistungen möglich ist.

Die Firma UNIQUE forestry and land use GmbH wurde vom Umweltministerium beauftragt, den Umstellungsprozess durch die Beratung der Waldbesitzer und die Bereitstellung von entsprechenden Unterlagen zu begleiten. Hierfür wurde das Projekt „Waldbauernlotse – sicher zur direkten Förderung“ ins Leben gerufen und von Dr. Bernd Wippel, Geschäftsführer von UNIQUE, vorgestellt. Eine erste Informationsrunde mit Veranstaltungen für Vorstände und Geschäftsführer von forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen, aber auch für weitere interessierte Waldbesitzer, findet im Herbst 2019 statt. Die Termine und Unterlagen sind auf der Projektseite unter waldbauernlotse.nrw abrufbar.

Guido Halbig, Leiter der Niederlassung Essen des Deutschen Wetterdienstes informierte über den Klimawandel und seine Auswirkungen für die Wälder in NRW. Vor allem Temperatur (prognostizierter Anstieg der Jahresmitteltemperatur: 1 bis 4 °C bis 2100) und Sommerdürre werden zunehmen. Umso wichtiger sei es, schnell die Treibhausgasemissionen drastisch auf höchstens zwei Grad (gegenüber dem vorindustriellen Niveau) zu reduzieren. Hier spielt der Erhalt und Ausbau der Wälder als CO2-Senke eine sehr große Rolle. Hinsichtlich der zukünftig passenden Baumarten müsse umgedacht werden. Diese müssten sowohl trocken- und hitzeresistent als auch frostresistent sein.
Über die Entwicklung der Holzverwendung in Deutschland referierte

Dr. Holger Weimar vom Thünen-Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie. Er zeigte, dass nach wie vor über 90 % des Holzes, welches die Holzindustrie einsetzt, Nadelholz ist und verdeutlichte damit den Widerspruch zu den Rohstoffproduzenten, die zu einem vermehrten Anbau von Laubholz tendiert. Es gebe zwar viele Forschungsprojekte, die versuchen Laubholz als Bauholz an den Markt zu bringen, allerdings gebe es hier kaum gute Ergebnisse.
Der Vortrag des Fachreferenten Dr. Weimar ist im internen Bereich der Verbandshomepage eingestellt.

In der abschließenden Diskussionsrunde äußerten viele Waldbesitzer ihren Unmut über die aktuell unzureichende Unterstützung des Landes NRW bei der Aufarbeitung des Schadholzes, Fördergelder für die Wiederaufforstung seien aktuell für viele noch gar nicht einsetzbar, da die Flächen erst beräumt werden müssten. Immerhin hat das Land nach enormen Drängen des Waldbauernverbandes, den Satz „Förderfähig sind Ausgaben für den Einsatz von Unternehmern“ gestrichen, um so den Kreis der Fördernehmer zu erweitern. Aber auch hinsichtlich des Umstellungsprozesses von indirekter zu direkter Förderung sind die Waldbesitzer unzufrieden, es sei alles viel zu komplex und bürokratisch.

Ferdinand Funke, 1. Stellv, Vorsitzender, fordert die Waldbesitzer in seinem Schlusswort auf „bleiben Sie optimistisch und vor allem mutig und bewirtschaften Sie Ihre Wälder. Setzen Sie neben wissenschaftlichen Erkenntnissen vor allem auf Ihre Erfahrungen und örtlichen Kenntnisse, vor allem bei der Baumartenwahl. Suchen Sie sich Unterstützung bei dem Waldbesitzer in Ihrer Nachbarschaft, bei Ihrem Förster und bei Ihrem Forstlichen Zusammenschluss.“ (WBV)

 


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